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2020! In mein Büro!

3. Dezember 2020

… aber dalli! Wir müssen reden, Kollege 2020 – über dich und darüber, was du dir in den letzten Monaten alles mit uns geleistet hast. Es sind da nämlich ein paar Dinge passiert, die gehen mal gar nicht!

Ob’s dir passt oder nicht, aber dieses Hühnchen rupf’ ich jetzt mit dir. Vielleicht setzt du dich lieber, aber mach’s dir besser nicht allzu gemütlich!

Seit Jahresbeginn gab es einen Haufen Beschwerden über dich. Wir haben viel zu lange zugesehen, was du da treibst.

Aber trotzdem haben wir irgendwie das Beste daraus gemacht und gehofft, dass sich alles noch mal dreht und du dich zum Positiven ändern würdest. Tja, aber das ist nicht passiert, ganz im Gegenteil.

Ich sag’s dir ganz geradeaus, 2020: Danke für nichts!

Danke, dass wir wegen dir schon am Anfang des Jahres unseren Urlaub canceln konnten! Danke, dass du uns die ganze Fußball-Saison inklusive EM versaut hast!

Danke, dass wir wegen dir nicht mehr unsere Lieblingsbands bejubeln konnten. Dass wir uns auf Festivals nicht einfach in den Schlamm schmeißen konnten! Dass wir wegen dir im Restaurant nur noch zum Mitnehmen bestellen können!

Danke, dass unsere Lieblingsbars und -clubs dichtmachen müssen! Hey, sogar das Klopapier ist wegen dir zeitweise knapp geworden, das muss man sich mal vorstellen! Ja, danke für nichts, Kollege 2020!

Ich hätte im Leben nicht gedacht, dass ich es noch mal vermissen würde, mich von meinem Tantchen in den Arm nehmen und von ihr zum Geburtstag abknutschen zu lassen – alles nur, weil du deine selten dämliche Show abziehen musstest!

Dass meine Fitnesskarriere so ziemlich am Nagel hängt und sich meine Waage über mich lustig macht, habe ich ebenfalls allein dir zu verdanken. Genau wie die Tatsache, dass der Paketmann und der Pizzabote wochenlang die einzigen Personen waren, zu denen ich Kontakt hatte. Mit Mundschutz und Sicherheitsabstand.

Sag mal, 2020 was glaubst du eigentlich, was du da tust?

Den Arbeitsalltag hast du uns ebenfalls völlig durcheinandergebracht. Etliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mussten wegen dir umplanen oder gleich zu Hause bleiben.

Manche von ihnen hatten wenigstens noch die Möglichkeit, vom Homeoffice aus zu arbeiten. Aber was willst du denen sagen, die wegen dir selbst heute nicht wissen, wie es jobmäßig für sie weitergehen soll? „Tschuldigung?“

Einige häufen ohne Ende Überstunden an. Andere sind in Kurzarbeit. Wiederum andere mussten das ganze Jahr lang damit klarkommen, irgendwie alles unter einen Hut zu bekommen.

Den Job erledigen, den Nachwuchs betreuen, nebenbei den Haushalt schmeißen, einkaufen, und dann noch irgendwie den Unterricht für die Kinder auf die Beine stellen … kannst du dir eigentlich vorstellen, wie stressig das ist?

Da können sich alle glücklich schätzen, deren Job wegen deiner Inkompetenz mal nicht gefährdet war oder ist. Und vor allem diejenigen, die nicht wegen dir im Krankenhaus gelandet sind.

Hast du ernsthaft gedacht, wir würden das einfach so hinnehmen?

Pustekuchen, Kollege 2020. Da musst du schon früher aufstehen! Denn zum Glück hat der ganze Zirkus, den du veranstaltest, uns dazu inspiriert, dass wir umdenken, uns intensiver mit uns selbst beschäftigen und das Beste aus uns hervorzaubern.

Weißt du was? Du kannst dir mal eine dicke Scheibe von allen echten Macherinnen und Machern abschneiden, die sich in dieser Zeit nicht haben unterkriegen lassen! Willst du wissen, welche?

Zum Beispiel von denen, die ihren Restaurantbetrieb auf Lieferservice umgestellt haben, um trotzdem für Ihre treuen Gäste da zu sein. Von jenen Alltagshelden, die trotz des großen Stresses im Supermarkt und im Einzelhandel, hinterm Lkw-Lenkrad, aber vor allem in der Pflege einen großartigen Job machen.

Oder guck dir einfach mal an, was die Firma Weitblick getan hat, als du dieses Riesen-Chaos ausgelöst hast. Man hat hier einen Teil seiner europäischen Produktionsbetriebe auf die Herstellung von waschbaren Hygienemasken umgestellt.

Denn in diesen Zeiten brauchten die Weitblick-Kunden und viele andere Unternehmen ja nicht nur gute Arbeitskleidung, sondern vor allem auch ordentliche Mund-Nasen-Masken – idealerweise auch individuell in puncto CI und Farbwahl anpassbar, fair produziert und zu einem fairen Preis erhältlich.

Diese Umstellung hat übrigens sowohl die Beschäftigung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Betrieben gesichert als auch systemrelevante Bereiche unterstützt, wie zum Beispiel den Lebensmitteleinzelhandel.

So geht’s nicht weiter mit dir!

Tja, 2020, falls du geglaubt hast, dass wir alle wegen dir einfach alles hinschmeißen und tatenlos zugucken, hast du dich geschnitten. Glücklicherweise lassen sich die Leute wegen jemandem wie dir nicht einfach so auseinanderdividieren – ganz im Gegenteil.

Du hast uns vielleicht eine Menge Ärger eingebrockt, aber wir waren und sind füreinander da und passen gegenseitig auf uns auf. So leicht treibst du uns nicht in den Wahnsinn!

Lange Rede, kurzer Sinn: So geht’s nicht weiter mit dir. Was du dir in diesem Jahr alles herausgenommen hast, kannst du im nächsten und übernächsten Leben nicht wieder geradebiegen. Alles aufzuzählen würde den Rahmen sprengen!

Wir alle werden uns jetzt zum Jahresende noch einmal zusammenreißen und uns die Weihnachtszeit und den Jahreswechsel den Umständen entsprechend so schön wie möglich machen. Jetzt willst du aber sicher wissen, was mit dir passieren soll, stimmt?

Machen wir’s kurz, Kollege 2020: Du bist gefeuert! Ja, richtig gehört – G-E-F-E-U-E-R-T! Goodbye, Arrivederci, Sayonara, Doviđenja, Au Revoir und Tschüsschen! Du hattest deine Chance. Dieser Zug endet hier!

Dein Vertrag läuft am 31. Dezember aus und wird NICHT verlängert – pack also am besten schon mal leise deinen Krempel zusammen. Denn schon am 1. Januar wird Kollege 2021 deinen Job übernehmen und diesen dann hoffentlich viel viel besser machen.